Zwischen Warder und Langwedel befindet sich an der westlichen Grenze des Tierparks Arche Warder eine rund 12 ha große Fläche, auf der von 1957 bis 1965 Kies abgebaut wurde. Nach Nutzungsaufgabe wurden die Abbaugruben mit Sand verfüllt; seitdem liegt das Gelände brach, und die Vegetation konnte sich weitestgehend ungestört entwickeln. Entsprechend den standörtlichen Bedingungen bildete sich hierbei zunächst ein typisches, artenreiches Vegetationsmosaik aus Sandtrockenrasen-Gesellschaften und Halbtrockenrasen heraus.
Natürlicherweise schreitet die Sukzession in solchen von extremen Standortbedingungen geprägten Sandökosystemen sehr langsam voran, so daß sie auch ohne pflegerische Maßnahmen mittelfristig stabil sind. Anthropogene Einflüsse, allen voran die stark erhöhte atmosphärische Stickstoffdeposition, haben jedoch in den vergangenen Jahrzehnten zu einer Beschleunigung der Sukzession und zu einer Bevorzugung des sog. Ruderalisierungspfades geführt: Kleinwüchsige, lichtbedürftige, kurzlebige, konkurrenzschwache Arten werden durch nitrophile, vielfach klonal wachsende, langlebige, konkurrenzstärkere Sippen verdrängt; die arten- und strukturreichen, naturschutzfachlich wertvollen Mosaik-Lebensräume der Sandtrocken- und Halbtrockenrasen gehen in arten- und strukturarme, geschlossene Bestände monodominanter Gräser über. Im Zuge einer fortschreitenden Sukzession wandern Pioniergehölze in die Flächen ein; langfristig unterliegen die Trockenrasen damit (ohne Nutzung bzw. Pflegemaßnahmen) einer Wiederbewaldung.
Eine solche Entwicklung ist auch auf der Fläche in Warder zu verzeichnen: Hier gelangten im Laufe der Zeit konkurrenzstärkere Gräser zur Dominanz, so daß inzwischen konsolidierte Rasen aus Schaf-Schwingeln (Festuca ovina agg.), Rot-Schwingel (Festuca rubra) und zunehmend auch dem besonders problematischen Land-Reitgras (Calamagrostis epigejos) aspektbestimmend sind. Zudem ist eine fortschreitende Verbuschung v. a. durch Zitter-Pappel (Populus tremula) und Späte Traubenkirsche (Prunus serotina) zu verzeichnen. Angesichts der fortschreitenden Vergrasung und der rapiden Zunahme des Land-Reitgras-Bestandes ist davon auszugehen, daß die wenigen verbliebenen lückigen Bereiche mit dem für Trockenrasen typischen Artenset ohne ein zielgerichtetes Management binnen weniger Jahre verschwunden sein werden.
Vor diesem Hintergrund wurde beschlossen, ein an den Standort angepaßtes Weideregime zu etablieren, um die fortschreitende Vergrasung und Verbuschung aufzuhalten und das typische Vegetationsmosaik aus xerophilen Pionierarten der Trockenrasen und lückigen Grasfluren der Halbtrockenrasen wiederherzustellen. Hierzu wurde gemeinsam mit Vertretern des LLUR, der UNB und Wissenschaftlern der CAU ein Beweidungskonzept entwickelt.
Gemäß diesem Konzept wird die Fläche seit dem Frühsommer 2012 nach dem Verfahren der Umtriebsweide von einer kleinen Herde der im Tierpark Arche Warder vorhandenen Poitou-Esel beweidet. Die Fläche wurde dementsprechend in kleinere Parzellen unterteilt; die Herde verbleibt jeweils so lange auf einer Parzelle, wie das vorhandene Nahrungsangebot es zuläßt, und wechselt dann auf die nächste Parzelle.
Zur Förderung der lebensraumtypischen Entomofauna (Käfer, Heuschrecken, Hautflügler) werden innerhalb der Weideflächen bereits bestehende oder im Zuge der Beweidung neu entstandene Bereiche mit besonders hohem Offenbodenanteil ausgezäunt und für drei Jahre von der Beweidung ausgenommen.
Das Beweidungsprojekt hat zum Ziel, den verbrachten Trockenrasen wiederherzustellen und anschließend in einem an wertgebenden Arten reichen und damit naturschutzfachlich wertvollen frühen Sukzessionsstadium zu erhalten. Um den Erfolg des hierfür etablierten Weideregimes kontrollieren und nötigenfalls korrigierend nachzusteuern zu können, wird das Projekt vor allem in der Anfangsphase von vegetationsökologischen Untersuchungen begleitet. Aus den Untersuchungsergebnissen werden Handlungsempfehlungen für die Fortführung der Beweidung abgeleitet.