Leuchtende Nachtwolken

Leuchtende Nachtwolken – Mysteriöse Lichterscheinungen am nördlichen Horizont

Ab Ende Mai beginnt wieder die Zeit, in der es ein interessantes und teilweise spektakuläres Naturphänomen zu beobachten gibt: „Leuchtende Nachtwolken“.
Diese silbrig-weiß bis bläulich schimmernden Schleierwolken erscheinen in den hellen Sommernächten am nördlichen Nachthimmel. Jetzt verschwindet die Sonne nicht mehr tief genug hinter dem Horizont und die Abenddämmerung geht praktisch in die Morgendämmerung über. Nur wenn die Sonne nachts 6 bis 16 Grad unter dem Horizont steht kann sie die sich in rund 80 Kilometern Höhe befindenden dünnen Eiswolken von unten her anstrahlen.
Schleswig-Holstein bietet mit seiner geografischen Lage zwischen dem 53. und 55. Breitengrad von Ende Mai bis Mitte August ideale Bedingungen für die Beobachtung dieser ganz besonderen, mystisch und geheimnisvoll anmutenden Wolkenform.

Für die Beobachtung leuchtender Nachtwolken sind keine besonderen Hilfsmittel notwendig. Sie sind mit dem bloßen Auge zu erkennen.
Wichtig ist, das man in nördlichen Richtungen  am Horizont sucht, da leuchtende Nachtwolken sehr tief am Himmel stehen. Im Naturpark hat man z.B. am südlichen Ufer des Westensees (auch auf dem Tüteberg), in Schierensee und am Osselberg sehr gute Beobachtungsmöglichkeiten.

Als allgemeiner Tipp im östlichen Erweiterungsgebiet des Naturparks gilt: Überall rund um Flintbek, von wo aus der Kieler Fernsehturm zu sehen ist können auch leuchtende Nachtwolken erspäht werden. Natürlich ist ein ansonsten wolkenloser Himmel die Grundvoraussetzung für die Beobachtung, da alle anderen Wolkentypen in tieferen Schichten der Atmosphäre auftreten und die Sicht verdecken können. Allerdings treten diese Wolken auch nicht zwingend in jeder Sommernacht auf, in der der Himmel wolkenlos ist.

Wie entstehen leuchtende Nachtwolken?

Leuchtende Nachtwolken entstehen durch die Bildung von Eiskristallen in etwas über 80 Kilometern Höhe. Hier herrschen besondere physikalischen Bedingungen. Die Temperaturen liegen unter minus 130 Grad Celsius, die Luftfeuchte ist sehr niedrig und der Luftdruck ist um etwa zwei Drittel geringer als auf Meereshöhe.

Schon früh hat man angenommen, dass leuchtende Nachtwolken als Folge von Vulkanausbrüchen entstehen, bei denen feinste Partikel bis in höchste Schichten der Erdatmosphäre transportiert werden, die dort als Kristallisationskeime für die Eiskristalle dienen. Da es in den vergangenen Monaten einige größere Ausbrüche gegeben hat, ist die Wahrscheinlichkeit für intensive leuchtende Nachtwolken in diesem Jahr sehr groß.
Ebenso können in diesen hohen Schichten der Erdatmosphäre auch die Reste verglühender Meteorite als Kristallisationskeime dienen. So können leuchtende Nachtwolken am Sommerhimmel auch als Nach- und Nebenwirkung von Sternschnuppen angesehen werden.

In den vergangenen Jahrzehnten hat die Anzahl der Nächte, in denen leuchtende Nachtwolken beobachtet werden konnten, deutlich zugenommen.
Neueste Forschungen aus dem Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik in Kühlungsborn zeigen, dass die Zunahme eine Folge des durch den Menschen verursachten Anstiegs von Methan in der Erdatmosphäre ist. Mit dem Methangehalt der Atmosphäre steigt auch der Wasserdampfgehalt in der Bildungszone der leuchtenden Nachtwolken und sie sind daher häufiger zu beobachten.

So ist dieses faszinierende Naturphänomen Norddeutschlands trotz seiner Schönheit und Faszination auch gleichzeitig eine Mahnung und eine Erinnerung an den vom Menschen verursachten Klimawandel mit seinen weitreichenden Folgen.