Feuchtwiesen und wilde Orchideen brauchen Platz!

Feuchtwiesen sind schützenswerte Ökosysteme

Feuchtwiesen bilden sich auf natürliche Weise entlang von Flusstälern, an Seen oder in Senken und sind gezeichnet von einem hohen Grundwasserspiegel oder temporären Überschwemmungen. Mit speziellen Anpassungen hat sich eine Pflanzenwelt entwickelt, die an den vorübergehenden Wasserüberschuss gut angepasst ist: Mit dem Durchlüftungsgewebe (Aerenchym) werden die Wurzeln belüftet, weil der Sauerstoffmangel durch Staunässe an den Wurzeln andernfalls zu Schäden und begrenztem Wachstum führen würde.

Im Zuge von Urbarmachung und Meliorationsmaßnahmen waren anmoorige Bereiche und Moore die letzten Ökosysteme in Schleswig-Holstein, die landwirtschaftlich nutzbar gemacht wurden. Bis heute wurde allerdings der Großteil der grundwassergespeisten Niedermoore des Landes entwässert und als Grünland oder Weide genutzt – auch die Landschaft des Naturpark Westensee bildet da keine Ausnahme, weil feuchte oder nasse Flächen aufgrund der hohen Wasserstände schwieriger oder gar nicht zu bearbeiten sind.

Feuchtwiesen sind somit schon aufgrund ihrer Seltenheit etwas Besonderes und ein wichtiges Rückzugsgebiet für viele Arten. Durch Entwässerung und anschließende Nutzung verschwinden auf feuchte oder nasse Bedingungen spezialisierte Arten, über jahrtausende gebundenes Co2 wird freigesetzt und viele Ökosystemdienstleistungen gehen verloren wie Puffereffekte bei Starkregen, Kühlung der Landschaft etc.

Daher gibt es seit einigen Jahren auch Projekte zur Erhaltung der wenigen verbliebenen Feuchtgebiete oder zu deren Renaturierung. Dank der Zusammenarbeit verschiedener Akteure ist es z. B. im Eidertal zwischen Bordesholm und Kiel möglich, extensive Weidewirtschaft mit Robustrindern zu betreiben. Die Rinder halten die Landschaft offen und kommen mit lokal und temporär höhreren Wasserständen gut zurecht. Damit wird die Basis für artenreiche Feuchtwiesen geschaffen.

Pflanzenreich

Auf Feuchtwiesen wachsen Gräser, Seggen und krautige Pflanzen. Eine Form der Feuchtwiese ist die Orchideenwiese. Wie der Name schon verrät, blühen hier heimische Orchideenarten wie das breitblättrige Knabenkraut und seltene Pflanzenarten wie die  Kuckucks-Lichtnelke. In Deutschland sind 60 Orchideenarten verbreitet. Sie wachsen im Gegensatz zu den tropischen Vertretern am Boden. Viele heimische Orchideen sind auf Pilze im Boden angewiesen, die die Samen mit Nährstoffen versorgen. Einige Orchideenarten benötigen die Pilze lebenslang, einige nur für die Keimung. Dieses Zusammenspiel der Organismen ist nicht ohne weiteres reproduzierbar.

Tierwelt

Der Rückgang der Feuchwiesen mit ihrer vielfältigen Flora ist auch für Tiere bedeutend. Denn zahlreiche Insekten finden in der Streuschicht ihr Zuhause. Die verschiedenen Blüten locken Bestäuber wie Schmetterlinge und Wildbienen an. Und in der niedrigen Pflanzendecke können Vögel auf dem Boden nach Insekten und Würmern suchen. Durch den Rückgang des Biotopes sind auch die darauf spezialisierten Tiere und Pflanzen bedroht.

Mahd im Eidertal

Auch im Naturpark Westensee gibt es Orte, an denen wilde Orchideen wachsen:
Als eiszeitliches Urstromtal war die Eider früher ein großer Schmelzwasserfluss, der das Wasser der abschmelzenden Gletscher des Weichsel-Glazials zum Meer transportierte und dabei die Landschaft formte. An den Hängen entstanden Quellmoore, wo das Wasser aus den höher gelegenen Bereichen austritt. Im tieferen Bereich der heute schmalen Eider entwickelten sich Durchströmungsmoore, die bei Bedarf viel Wasser auf einmal aufnehmen und es dann langsam an den Fluss und seine Umgebung abgeben können.

Durch die jährliche Mahdaktion ist die Orchideenwiese im Eidertal (Naturpark-Erweiterungsgebiet) schon bekannter geworden. Seit 2012 wird sie gemeinsam von der Stiftung Naturschutz, der NABU-Gruppe Neumünster, dem Verein des Naturparkes Westensee-Obere Eider e.V. und vielen freiwilligen Helfern gepflegt. Denn um Feuchtwiesen auch für die Zukunft zu erhalten, ist neben der Beweidung auch das jährliche Mähen, die Mahd, erforderlich. So können Pflanzen unterschiedlicher Lebens- und Wuchsformen nebeneinander am selben Standort wachsen. Durch den Schnitt werden Licht liebende und niedrigwüchsige Pflanzen gefördert. Sonst würde die Feuchtwiese im Laufe der Zeit zu Gebüsch werden. Dabei entscheidet der Zeitpunkt der Mahd mit über die Artenzusammensetzung. Für unterschiedliche Wiesentypen gibt es verschiedene Zeitpunkte und Mahdfrequenzen um die Biodiversität zu fördern. Für die Orchideenwiese im Eidertal ist eine Mahd im Hochsommer ideal, da Orchideen und einjährige Pflanzen wie der Klappertopf erst aussamen müssen um auch im nächsten Jahr zu blühen.