Kulturraum

Foto: Kiebitz (M. Bergner)

Innerhalb des vielfältigen Naturraums entwickelte sich ein Kulturraum mit ähnlich hoher Dynamik.

Der Kulturraum ist beständig beeinflusst und vor allem abhängig von der ihn umgebenen Natur. Über die Jahrtausende der menschlichen Besiedlung gab es viele Veränderungen, die sich z. T. heute noch in der Landschaft widerspiegeln und sie prägen.

Mit dem Übergang von einer umherziehenden Lebensweise als Jäger und Sammler zu seßhaften und ackerbaubetreibenden Lebensformen in der Jungsteinzeit ist der Einfluss des Menschen auf seine Umwelt stark gestiegen. Die zunehmende Rodung der landschaftsprägenden Waldflächen hatte Auswirkungen auf den Bodenwasserhaushalt und das Abflussregime.

Konnten zunächst nur Flächen mit leichten Sandböden mit dem Hakenpflug beackert werden, ermöglichte die Verwendung eines wendenen Pflugs seit der christlichen Missionierung vor 1.000-900 Jahren auch die Bewirtschaftung schwererer Lehmböden. Durch großflächige Entwässerungsmaßnahmen, die Verwendung von Kunstdünger und den Einsatz immer größerer Maschinen wirken die natürlichen Gegebenheiten und Regenerationsmechanismen der Systeme seit dem 20. Jh. immer weniger entscheidend für hohe bzw. steigende Erträge.

Auch im Gebiet des Naturpark Westensee sind einige Kulturlandschaftselemente früherer Besiedlung erhalten geblieben. Darunter fallen zum einen viele historische Grabstätten wie Hügelgräber, Megalithgräber und Urnengräberfelder, aber auch Wohn- und Verteidigungsanlagen wie Ringwälle und Turmhügelburgen (Motten).
Zum anderen lassen sich sogar Spuren historischer Landwirtschaft ausfindig machen. Die annäherend quadratischen Celtic Field-ähnlichen Feldfluren der Germanen und die Langstreifenfluren mittelalterlichen Wölbacker sind dabei vor allem in alten Wäldern erhalten geblieben.
Besonders imposant sind natürlich die geschichtlich jüngeren herrschaftlichen Güter, die das vorläufige Endprodukt, der im Mittelalter begonnenden Zentraliserungstendenzen in der Landwirtschaft darstellten.

Diese Maßnahmen führten schon damals zu einer Verringerung der Biodiversität und beeinflussten das Lokalklima, was im Vergleich zu den Konsequenzen der Industrialisierung und der Ausräumung der Landschaft beinahe nichtig erscheint.

Der Naturpark Westensee hat im Vergleich zu anderen Landesteilen und Bundesländern noch eine reicher strukturierte Landschaft vorzuweisen, die es hinsichtlich Biodiversität und als Puffer gegen klimawandelbedingte Ereignisse in jedem Fall zu bewahren gilt.
Große Feldschläge und Monokulturen befördern Klimawandel, Schädlinge, Artensterben, Überschwemmungen und Trockenheit und gewährleisten nicht den nachhaltigen Erhalt unserer Lebensgrundlagen.

Die ländlich geprägte Landschaft des Naturparks ist ein strukturelles Kleinod Mittelholsteins und bietet Raum zum Leben, Wirtschaften und Erholen.

Einen schnellen Eindruck vermittelt unser Steckbrief zur Kulturlandschaftsgeschichte des Naturparks:

Der Digitale Atlas Nord ermöglicht eine zielgerichtete Recherche zu archäologischen Kulturdenkmalen.

Junger Buchenwald – Die Rotbuche ist Klimaxart des schleswig-holsteinischen Hügellands.