Die Blumenthaler Wildblumenwiese
Ehrenamtliches Engagement als Impuls für regionalen Biodiversitätsschutz
Das Projekt der Wildblumenwiese entstand 2020 aus Eigeninitiative der Bürger und Bürgerinnen in Blumenthal und wurde durch Landesmittel sowie durch den Naturpark Westensee-Obere Eider e.V. finanziert. Ziel ist der Erhalt und die Förderung der Artenvielfalt durch eine dauerhaft gepflegte Blütenfläche gebietsheimischer, teils stark gefährdeter Pflanzen. Das Projekt ist ein Modell für bürgerschaftliches Naturschutzengagement, Lernmöglichkeiten für die Bevölkerung und die Vernetzung verschiedener Lebensräume in der Kulturlandschaft.
Der Rückgang natürlicher Lebensräume und der Artenvielfalt motivierte Anwohnerinnen und Anwohner zu diesem Projekt. Ihr Ziel war es eine ganzjährige Verbesserung von Nahrung und Lebensraum für eine Vielzahl heimischer Arten zu schaffen – von Wildbienen über Schwebfliegen bis zu Vögeln, Amphibien und Reptilien. Hierfür bot sich ein 600 m² großes brachliegendes Hanggrundstück westlich des Naturparkkindergartens Fuchsbau an. Insgesamt 91 überwiegend gebietsheimische Arten wurden ausgewählt, so dass ein ganzjähriges Nahrungsangebot für Insekten und Samen für Körnerfresser und Kleinsäuger zusammengestellt wurde und auch Rote Liste-Arten enthalten sind.
Die empfindlichen und teils seltenen Pflanzen wurden zunächst in Pflanzschalen vorkultiviert und später auf die Fläche gepflanzt. Der Pflegeaufwand für die Entfernung konkurrierender Pflanzen sowie die regelmäßige Bewässerung in Trockenperioden war während der ersten Zeit hoch. Nach anfänglichen eher unbefriedigenden Eindrücken (scheinbares Unkrautfeld) in den Jahren 2020/2021 zeigen sich seit 2022 erste Blüheindrücke im Vorfrühling bereits mit den Erdprimeln und im Frühling den Echten Schlüsselblumen. Im Hochsommer zeigen sich nun Blütenhighlights wie Flockenblumen, Disteln und wichtigen Kleearten. Taubenskabiose, eine Rote-Liste Art, und Teufelsabbiss erwiesen sich im Spätsommer durch ihr Nektarreichtum als Magnet für seltene Wildbienen und Schmetterlingen.
Die Artenvielfalt der Blühwiese bietet eine wichtige Nektar- und Samenquelle und stärkt damit Insektenbestände und lässt Nahrungsnetze entstehen. Ein Insektenhotel schafft Nest- und Überwinterungshabitate für Wildbienen und Schwebfliegen. Mehrere zusätzlich installierte Totholzstämme wurden von Waldeidechsen bezogen und als Sonnenplatz und Versteck genutzt. Die Hauptnahrung dieser Reptilien besteht hauptsächlich aus Heuschrecken, von denen auf der Blühwiese 5 Arten nachgewiesen wurden. Zudem dienen die ölhaltigen Samen vieler Wildpflanzen als Vogelnahrung für Stieglitze und Finken. Auch der Neuntöter, der in der heutigen ausgeräumten Landschaft auf die immer seltener gewordenen Großinsekten als Nahrungsquelle angewiesen ist, profitiert.
Die Wildblumenwiese entwickelt sich zunehmend zu einer Oase für bedrohte heimische Pflanzen, bestäubende Insekten sowie Reptilien und bestimmten Vogelarten. Die Vernetzung von Lebensräumen werde gestärkt, was eine große Bedeutung für das regionale Nahrungsnetz hat.
Das Projekt in Blumenthal zeigt, wie Bürgerinnen und Bürger Verantwortung für den Erhalt und die Förderung der Artenvielfalt übernehmen und das Gemeinschaftsgefühl gestärkt werden können. Gleichzeitig auch, dass der Erfolg einer solchen Blühwiese mit dem Ziel einer dauerhaft funktionierenden Biodiversitäts-Oase Zeit und dauerhaftes Engagement für die Pflege benötigt und der Akzeptanz in der Bevölkerung bedarf.
Darüber hinaus können die Pflegearbeiten und die Beobachtungen als Lerngelegenheiten über Biodiversität, Ökologie, Naturschutzmethoden und nachhaltiger Landnutzung dienen.
Kooperationen zwischen dem Naturpark, Vereinen und lokalen Initiativen schaffen Synergien und positive Netzwerkeffekte, die Ressourcen, Freiwilligenkapazitäten und Fachwissen bündeln. Die Wildblumenwiese in Blumenthal dient als Vorbildprojekt für ähnliche Projekte in anderen Gemeinden.
Die Blumenthaler Initiativgruppe Blühwiese besteht aus Matthias Haupt, Harald Johnke, Jan Ratjen und Jens-Michael Schröder.